Gärtnern sollte etwas sein, dass uns Freude bereitet und wenn man dabei achtsam mit seiner Umwelt umgeht ist es noch viel schöner! Für einen Selbst, für die Tier- und Pflanzenwelt und sogar für die eigenen Kinder. Denn Handeln hat immer Konsequenzen, nicht nur für einen selbst und sein Umfeld, sondern auch für Andere und ja, man kann etwas tun um die Welt ein Stückchen besser zu machen 😉 – und das muss noch nicht mal schwierig sein! Ich zeige euch, wie naturnahes Gärtnern im Klimawandel funktioniert.
Rebekka und der Paradiesgarten
Hallo! Ich bin Rebekka Maag aus dem Paradiesgarten und ich gärtnere seit 20 Jahren biologisch und nachhaltig. Im Paradiesgarten Maag zeigen wir naturnahes Gärtnern nach unserem Motto: „Alles Schöne darf gerne nützlich, und alles Nützliche gerne schön sein!“. Unser Schulungsgarten ist unsere Spielwiese in der wir uns als Designer kreativ ausleben können. Hier erproben wir unser Wissen um dieses in Seminaren und Büchern zu teilen. Unser Bildungsarbeit wurde sogar von der Deutschen UNESCO-Kommission ausgezeichnet, denn im Paradiesgarten kommt man zusammen um gemeinsam zu wachsen.
>>Hier gehts zum Paradiesgarten<<
2019 sind wir vom Allgäu für den Traum der Selbstversorgung in das kleine Dörfchen Westerwalsede bei Rotenburg Wümme auf einen Resthof nach Norddeutschland gezogen. Hier entsteht nun auf 10.000m2 ein neuer Gartenpark, der zukunftsfähiges Gärtnern zeigen soll. Unsere liebe Gartenfreundin Gartenmiez hat uns nun im dritten Anbaujahr seit unserem Neubeginn besucht. Wir haben uns lange und rege ausgetauscht und die Zeit verging wie im Flug! Diese Gespräche mit anderen Gartenbegeisterten zeigen mir wieder, warum ich das Gärtnern so liebe. Deshalb musste ich auch gar nicht lange überlegen was ich Maria als Gastbeitrag schreiben könnte. Schließlich geht ́s in ihrem wunderbaren Blog rund um „Natürlich, Nachhaltig, Nah“!
Ich möchte einen kleinen Einblick in die aktuellen Veränderungen unseres Klimas geben und worauf wir uns als Gärtner einstellen können.
– Was hat sich vor meiner Haustüre verändert?
– Warum ist es so schwer diese Veränderungen zu sehen?
– Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Wetter und Klima?
– Ist es denn zu spät was zu unternehmen und warum sollte ich überhaupt was tun?
– Worauf sollte ich also in Zukunft achten?
– Und womit kann ich jetzt sofort im Garten anfangen?
Gärten im Wandel
Gärtnerisch gesehen ist gerade viel im Wandel. Bei den Pflanzen und Tieren gibt es Klimagewinner und Klimaverlierer. Wie genau dabei unsere Gärten in 20 Jahren aussehen werden weiß keiner, aber das heißt nicht, dass man sich nicht auf gewisse Dinge einstellen kann. Man hört viel von der Erderwärmung und den steigenden Temperaturen, aber es gibt noch sehr viel mehr Veränderungen als die Zahl auf dem Thermometer.
Wir gehen nach draußen und das was wir sehen ist dasselbe wie jeden Tag, wie jede Woche, wie jeder Monat wie jedes Jahr. Wo ist denn nun bitte dieser Klimawandel, den die Medien so rauf und runter spielen? Denn irgendwo müssen die Schäden ja bereits zu sehen sein oder? Denn wenn man sich so umguckt scheint ja alles normal zu sein.
Ja die Schäden sind bereits da. Denn die Natur ist ein sehr komplexes System und wenn sich Dinge ändern, dann reagiert die Natur immer, nur nicht unbedingt dort, wo wir es erwarten. Ich nehme dich mal mit in meinen eigenen Garten, denn über den weiß ich Bescheid.
Das Baumsterben betrifft nicht nur Waldbauern oder Monokulturwälder. Wir mussten auf dem neuen Gelände 53 Bäume fällen weil sie krank waren. Manche davon waren vertrocknet, manche hatten einen Pilz, andere hatten den Borkenkäfer und der Rest ging direkt mit, weil sie so oder so nicht zukunftsfähig waren. Das ist erschreckend! Wir reden schließlich nicht vom Baumsterben im Harz, sondern von einem ganz normalen Ort in Niedersachsen (aber gleich eine gute Nachricht an dieser Stelle: Wir haben in den letzten 3 Jahren bereits mehr als 80 zukunftsfähige Bäume nachpflanzen können).
Auch das Insektensterben ist etwas, dass ich direkt sehen kann. Ich beobachte und fotografiere gerne Tiere. Umso vielfältiger die Bepflanzung im Garten, umso größer auch die Vielfalt bei den Tieren. Aber sobald ich mal außerhalb unterwegs bin, in der Stadt zum Einkaufen zum Beispiel, bemerke ich das die Luft eben nicht schwirrt vor Insekten, was sie normalerweise, in einer gesunden Umgebung, tun würde. Erinnert sich vielleicht der ein oder andere Autofahrer noch an einen Insektenschwamm? Das war ein harter Schwamm mit dem man nach jeder Autobahnfahrt erst mal seine Scheinwerfer und Windschutzscheibe geputzt hat, weil alles voller Insekten war. Wir haben den Schwamm weggeworfen, weil er unnötig geworden ist. Auch das Fehlen von Amphibien und Vögeln fällt mir immer mehr auf. Ich schätze gerade jeden Frosch und jede Eidechse, die sich in meinen Garten verirrt, denn sie sind seltene Gäste geworden.
Heißere und trockenere Sommer sind ebenfalls ein großes Thema in meinem Garten. Als wir hier eingezogen sind, gab es bereits eine Dürre die seit 2 Jahren angehalten hatte. Als entstehender Gartenpark müssen wir uns zuerst um das Wasser auf dem Gelände kümmern. Wasserspeicher, Windschutzhecken, damit der Wind die Feuchtigkeit nicht mit sich nimmt, schattenspendende Bäume, mehr Humus der das Wasser besser hält und die richtige Bepflanzung werden maßgebend werden, ob im Garten etwas wächst oder nicht.
Mehr Starkregenereignisse und extremere Wetterlagen machen das Anlegen eines Gartens spannend. Ich kreise gedanklich gerade sehr viel um das Gestalten einer Windschutzhecke. Denn auf dem offenen Feld ist es im Moment wirklich schwer etwas zu pflanzen, das ohne Pfosten zurecht kommt. Die letzten beiden Gewitter waren so heftig dass die Alleebäume mit ihren Kronen fast den Boden berührt haben.
Schädlinge und Pilzerkrankungen sind auf dem Vormarsch. Dieses Jahr konnte ich mich kaum vor Blattläusen retten.
Wärmere Winter und ein früheres Frühjahr fühlen sich schön an, aber bedeuten auch, dass Schädlinge eine ganze Generation mehr durch bekommen – die Nützlinge jedoch noch nicht.
Dazu kommt, das Spätfröste stärker unterschätzt werden. Das trügerisch warme Wetter verleitet natürlich zum frühen Auspflanzen, die Eisheiligen existieren jedoch trotzdem weiter. Auch die Pflanzen verwirrt das warme Wetter im Februar, März. Sie treiben zu früh aus und werden dann vom Spätfrost überrascht. Davor sind selbst alt-eingewachsene Pflanzen nicht gefeit!
All das sind Dinge die natürlich nicht von heute auf morgen da waren und schlimmer werden, sondern Abläufe die über Jahrzehnte geschehen. Nehmen wir mal an wir gehen also vor unsere Haustüre und stellen fest, dass es Regnet und im Juli aktuell 20°C herrschen und denken vielleicht: „okay das ist doch völlig normal, warum wird berichtet das die große Klimakatastrophe im Gange ist“. Weil das tagesaktuelle Wetter vor unserer Haustüre nichts mit dem Weltweiten Klima zu tun hat. Wetter nicht gleich Klima. Klima ist ein für ein bestimmtes geografisches Gebiet typischer jährlicher Ablauf der Witterung. Einfacher gesagt: Klima ist das Wetter über einen langen Zeitraum gesehen.
P.S. Der Dürremonitor eignet sich gut um die Eigenwahrnehmung zu prüfen, ob es genügend geregnet hat: https://www.ufz.de/index.php?de=37937
Kommen wir zu den Klimaverlierern und Klimagewinnern. Die Fichte ist eindeutig ein Klimaverlierer. Auch Rhododendron, Hortensien und Buchsbäume gehören zum Beispiel zur Verliererseite. Vieles, das regelmäßig Wasser und kühlere Temperaturen braucht, wird Probleme bekommen. Das Gute ist, dass es auch Klimagewinner gibt: Auberginen, Chilis, Feigen, Maulbeeren, Mönchspfeffer, Kreppmyrte, Mittelmeer-Schneeball und vieles mehr gehören dazu. Das heißt natürlich nicht, dass wir jetzt Zitronen und Oliven in den Garten aussetzten können, aber inzwischen sind Pflanzen möglich, die vor 20 Jahren nicht in unserem Klima zurecht gekommen wären.
Den Garten klimafest gestalten – naturnahes Gärtnern
Viele Maßnahmen die man für einen Klimafesten Garten tun kann, sind keine neuen Erfindungen sondern altbewährte Methoden, auf die wir jetzt wieder mehr zurückgreifen sollten. So wie langfristig den Humusgehalt im Boden zu erhöhen, damit er mehr Wasser halten kann oder besser versickern kann, je nach Region und Boden. Das sind Maßnahmen, die sich für uns und unsere Pflanzen immer lohnen! Egal ob das diesjährige Wetter gut oder schlecht ist. Ein gesunder Boden erleichtert das Gartenleben enorm!
Tipp: Um den Boden zu verbessern sollte regelmäßig Kompost eingearbeitet werden. Auch ein Bodenaktivator tut dem Boden gut. Damit Humus entsteht braucht es ein aktives Bodenleben. Auch Gründüngung ist ein bewährtes Mittel.
Was ist besonders wichtig im Klimagarten:
1. Gesunder, aktiver Boden mit Humus, der das Wasser halten kann, wenn es regnet, sowie abfließen lassen kann bei Starkregen
2. Windschutz, der verhindert, dass ein Unwetter den Garten verwüstet und gleichzeitig verhindert, dass die Feuchtigkeit aus dem Boden gezogen wird
3. Schattenspendende Bäume, die die Temperatur regeln. Bäume verdunsten über ihre Blätter Wasser und erhöhen dadurch die Luftfeuchte. Neben Schattenspendenden Bäume gibt es Bäume die das Grundwasser anheben können.
4. Wasserspeicher in jedweder Form, die bei langen Trockenperioden eingesetzt werden können.
5. Die richtige Bepflanzung, die den Klimaveränderungen standhalten (z.B.Feuchte Winter, trockene Sommer). Hierbei wird es auch wichtig sein, Pflanzen die sich nicht selbst halten können los zu lassen.
6. Ein kompetenter Umgang mit Wasser und Ressourcen
7. Vielfalt statt Einfalt (Biodiversität). Umso mehr unterschiedliche Pflanzen, umso besser für den Boden und die Artenvielfalt bei den Tieren. Mehr Artenvielfalt weniger Schädlinge. Dazu kommt das ein vielfältig aufgestellter Garten weniger mit Totalausfällen bei den Pflanzen zu kämpfen hat. Ist wie mit Bankgeschäften auch – man setzt besser nicht sein ganzes Geld auf eine einzige Anlagemöglichkeit.
8. Geringe Flächenversiegelung. Damit das Wasser abfließen kann und Hitzestau vermieden wird (denn z.B. Steinflächen speichern Wärme), sollten Terrassen und Gartenwege gut geplant sein, damit sie so wenig Fläche wie möglich beanspruchen.
9. Biologisches Gärtnern ohne Einsatz von Pestiziden. Leider ist es so, dass der Einsatz von Pestiziden in den letzten 10 Jahren gestiegen ist und nicht gesunken. Das befeuert das Artensterben enorm. Im Garten gibt es genügend bessere Alternativen um ein Problem zu lösen.
10. Geduld. Zu guter Letzt ein wichtiger Punkt. Denn wir werden in Zukunft viel Geduld brauchen um herauszufinden wie sich die Veränderungen im Klima auswirken und wie wir darauf reagieren können. Nicht immer wird alles funktionieren, aber Wege gibt es immer.
Das Gute ist das wir eine ganze Menge tun können. Jede wilde Ecke, jeder Balkonkasten mit Bienenweiden, jede Vogeltränke ist ein wertvoller Beitrag. Im Paradiesgarten lebe ich meine Version von einem Garten mit der Natur und ich freue mich wenn du deine findest! Für eine Zukunft in der wir Alle leben wollen.
Herzliche Grüße aus dem Garten,
Rebekka
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